Die Polizeiliche Statistik weist für den Kanton Zug erneut eine stabile Sicherheits-, Kriminalitäts- und Verkehrslage aus. Die Anzahl registrierter Straftaten hat erneut abgenommen. Eine starke Zunahme verzeichnete die Zuger Polizei hingegen bei der Cyberkriminalität. Die Unfallzahlen haben bei steigendem Verkehrsaufkommen leicht zugenommen. In den kommenden Jahren warten einige Herausforderungen auf die Polizei.
2019 sind die Verkehrsunfallzahlen im Kanton Zug leicht gestiegen. Es ereigneten sich 811 Verkehrsunfälle, 24 mehr als im Vorjahr. Vier Personen sind 2019 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Es handelt sich dabei um einen Motorradfahrer (Selbstunfall), einen Autolenker (Selbstunfall) und um einen Mitfahrer auf einem Fahrzeug der Grünabfuhr. Zudem wurde eine 92-jährige Fussgängerin auf einem Fussgängerstreifen im toten Winkel eines Lastwagens erfasst. Die Zahl der Schwerverletzten hat gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen.
Fünf Personen wurden lebensbedrohlich und 62 erheblich verletzt. Von den 811 Unfällen im Jahr 2019 waren der grösste Teil (250) Schleuder- oder Selbstunfälle, gefolgt von Auffahrunfällen (143) und Parkierunfällen (174). Ablenkung am Steuer (am häufigsten durch Telefonieren oder Bedienen des Smartphones) ist nach wie vor die häufigste Unfallursache. «Im dichten Verkehrsgeschehen kann bereits die kleinste Unaufmerksamkeit in einem Unfall enden. Insbesondere im Berufsverkehr führen Unfälle regelmässig zu massiven Verkehrsbehinderungen», gibt Stephan Rogger, Chef Verkehrspolizei, zu Bedenken.
Die Fahrradunfälle haben um 28 auf gesamthaft 124 zugenommen. Besonders markant ist die Zunahme bei den Elektrofahrrädern. Verunfallten im Vorjahr 14 Personen, waren es 2019 bereits deren 35. «Wir stellen fest, dass dank E-Bikes auch wieder Leute Velo fahren, die seit Jahren nicht mehr Velo gefahren sind. Vielen fehlt natürlich die Routine im Strassenverkehr », sagt Verkehrschef Stephan Rogger. «Um Unfälle zu vermeiden, ist es wichtig, dass man seinen Fahrstil seinem Können anpasst. Präventiv wirkt auch der Besuch eines Fahrkurses.»
Im Kriminalbereich sank die Gesamtzahl der erfassten Straftaten um 287 auf 5376. Bei den Straftaten aus dem Strafgesetzbuch sind es 277 Delikte weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Leib-und-Leben-Delikte ist gegenüber dem Vorjahr gesunken – um 22 auf 313 Fälle. Bei den übrigen erfassten Straftaten, mit Ausnahme der gemeingefährlichen Straftaten, ist ebenfalls eine Abnahme der Delikte zu verzeichnen. 2019 haben sich im Kanton Zug im StGB-Bereich 32.2 Straftaten pro tausend Einwohner ereignet. Damit liegt Zug deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt, der bei 50.6 Straftaten pro tausend Einwohner liegt.
Einbruchsdelikte sind rückläufig
Die Einbruchsdelikte sind im Vergleich zum Vorjahr erneut gesunken – und zwar um 6 %. Die Kriminalstatistik 2019 weist total 286 Einbrüche auf. Mit dem Rückgang setzt sich der nationale Trend der letzten Jahre fort. Zurückzuführen ist diese positive Entwicklung auch auf die Präventionsarbeit sowie die hohe polizeiliche Präsenz in den Quartieren und die erhöhten Polizeikontrollen auf den Hauptstrassen und in der Nähe der Autobahnanschlüsse.
Die Einbrüche wurden je zur Hälfte im privaten (147) und im öffentlichen Bereich (139) verübt. 42 % der Straftaten gegen das Strafgesetzbuch hat die Zuger Polizei im Berichtsjahr aufgeklärt. Diese Quote liegt über dem gesamtschweizerischen Wert (39.2 %). Wiederum eine sehr hohen Aufklärungsquote erreichte die Zuger Polizei bei den Leib-und-Leben-Delikten: 94 % aller Fälle konnten geklärt werden. Schweizweit liegt dieser Wert bei 87.3 %. Wiederum konnten auch verschiedene Sexualstraftäter ermittelt und den Gerichtsbehörden zugeführt werden. Die Mehrheit der Beschuldigten stammt aus dem Familien- und Bekanntenkreis der Opfer. Bei den sichergestellten Datenträgern konnte gegenüber dem Vorjahr erneut eine steigende Datenmenge festgestellt werden; wobei diese standardmässig im Tera-Bereich liegt.
Wiederholungsfälle bei häuslicher Gewalt verhindern
Die Interventionen in Fällen von häuslicher Gewalt sind im Jahr 2019 wieder leicht rückläufig und gingen von 439 auf 404 zurück. «Ab dem 1. April 2020 wird die Fachstelle Häusliche Gewalt dennoch personell aufgestockt. Seit 2017 konnten wir aufgrund fehlender Ressourcen keine persönlichen Kontaktaufnahmen nach polizeilichen Interventionen mehr machen. Dies ist nun wieder möglich», freut sich Tom Nabholz, Chef Kriminalpolizei. Trotz der leicht rückläufigen Fallzahlen befassen sich die Strafverfolgungsbehörden intensiv mit dem Phänomen der häuslichen Gewalt. «Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft wollen wir wirksam dagegen vorgehen. In einem ersten Schritt verfolgen wir das Ziel, die Rückfälle zu verhindern», sagt Regierungsrat Beat Villiger. Die Wiederholungstäter, die für viele, auch schwere Fälle verantwortlich sind, seien den Behörden bekannt und können mit Massnahmen direkt erreicht werden. Villiger fügt an: «Damit werden wir auch Lücken im Instrumentarium gegen häusliche Gewalt erkennen und den Handlungsbedarf für Nachfolgeprojekte eruieren.» Und ergänzt: «In der derzeitigen Situation mit dem Coronavirus und den Anweisungen, zuhause zu bleiben, könnte es wieder vermehrt zu Übergriffen in den eigenen vier Wänden kommen.»
Cyberkriminalität weiter auf dem Vormarsch
Im Jahr 2019 verzeichnete die Zuger Polizei bei der Cyberkriminalität erneut eine starke Zunahme. Die Fälle stiegen von 222 auf 294 Delikte. Insbesondere handelte es sich dabei wie in den letzten Jahren um Cyberbetrug, Cybermobbing, Datendiebstahl und -beschädigung sowie Erpressung.
Durch die nationale und internationale Vernetzung konnten die Cyberermittler der Zuger Polizei nicht nur Delikte in der eigenen Zuständigkeit klären, sondern auch anderen Polizeikorps wertvolle Hinweise liefern. Weiter wurde der Fachbereich Cyberermittlung der Zuger Polizei vom Bundesamt für Kommunikation als erst drittes Polizeikorps der Schweiz als Stelle zur Bekämpfung der Cyberkriminalität anerkannt. Der Fachbereich Cyberermittlung ist damit unter anderem in der Lage, Domains direkt bei den Registerbetreibern sperren zu lassen. «Betrüger agieren sehr flexibel und wenden immer wieder neue Betrugsmethoden an», warnt Tom Nabholz, Chef Kriminalpolizei. Das zeige sich auch in der aktuellen Coronakrise. «Die Kriminellen nutzen die grosse Verunsicherung und Ängste der Bevölkerung zu Betrugszwecken aus. So bieten sie beispielsweise in Fake-Shops medizinische Produkte wie Desinfektionsmittel, Schutzmasken, Fiebermesser oder Corona-Schnelltests an. Trotz Bezahlung wird die Ware nie geliefert.» Trotz verstärkter Ermittlungsmassnahmen sei ein gesundes Misstrauen immer noch das beste Mittel zur Verbrechensprävention.
Neue Herausforderungen – steigende Anforderungen
Die Zukunft bringt für die Zuger Polizei einige Herausforderungen. «Neben der Kriminalitätsl age ist die grösste Herausforderung aus heutiger Sicht sicher die Digitalisierung. Einige Proje kte, wie zum Beispiel die mobile Einsatzführung, haben wir bereits umgesetzt, andere Projekte müssen wir dringend angehen. Auch mit den technischen Errungenschaften der Gesellschaft müssen wir Schritt halten können», sagt Polizeikommandant Thomas Armbruster. Der Kanton Zug wächst – Bevölkerung, Firmen, Fahrzeuge und Pendler nehmen stetig zu und wachsen prozentual schneller als die Grösse des Polizeikorps.
«Aktuell kommt im Kanton Zug eine Polizistin oder ein Polizist auf 536 Einwohnerinnen und Einwohner. Der Schweizer Durchschnitt hingegen liegt bei eins zu 454», gibt Sicherheitsdirektor Beat Villiger zu bedenken. «Um den Anforderungen und dem Wachstum gerecht zu werden, braucht die Zuger Polizei entsprechende personelle Ressourcen», wie Beat Villiger weiter betont.
Die Polizeikorps benötigen aufgrund der immer komplexer werdenden Problemstellungen vermehrt auch spezialisierte Polizistinnen und Polizisten. Cyberkriminalität, Gewaltschutz und Bedrohungsmanagement sowie die Terrorthematik sind nur einige dieser Themen, für die es heutzutage Spezialistinnen und Spezialisten in den Polizeikorps braucht. «Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass diese spezialisierten Polizistinnen und Polizisten aufgebaut werden können, ohne dass die polizeiliche Grundversorgung darunter leidet. Das heisst mit anderen Worten, nur wenn dem Polizeikorps zusätzliche Stellen zukommen, können die umfassenden Aufgaben tatsächlich ohne Abstriche bewältigt werden», erklärt Kommandant Thomas Armbruster.
Neues Ausbildungsmodell für Polizeianwärterinnen und -anwärter
Der ursprünglich im Oktober 2019 geplante Start der zweijährigen Grundausbildung musste aufgrund der COVID-19-Situation auf April 2020 verschoben werden. Die fünf angehenden Polizistinnen und Polizisten gehören zum ersten Lehrgang, welcher diese Ausbildung nach dem neuen Bildungspolitischen Gesamtkonzept (BGK) durchläuft. Die erste Ausbildungsphase wird an der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch (IPH) absolviert.
Den Abschluss bildet die Prüfung der Einsatzfähigkeit (PEF). Nach bestandener Prüfung startet Anfang März 2021 die zweite Ausbildungsphase innerhalb des Korps. Das Weltgeschehen wird durch das Coronavirus beherrscht und der Takt wird sozusagen vorgegeben. Auch die Zuger Polizei musste ihre Arbeitsweise dem unsichtbaren Feind rasch anpassen und zum Beispiel vor dem Hauptgebäude Container aufstellen, um Bürgerinnen und Bürger auch in dieser Situation optimal bedienen zu können: «Das Virus hat auch intern bereits Spuren hinterlassen, sind wir doch gezwungen worden, aufgrund der Hygienerichtlinien unsere Kultur anzupassen. Wir schütteln uns nicht mehr die Hände, sitzen wenn möglich deutlich auseinander und viele von uns sind im Home-Office tätig», schildert Kommandant Thomas Armbruster die aktuelle Situation. Und fügt stolz an: «Wir sind auf Distanz gegangen und dennoch zusammengerückt.»
Kapo ZG