Polizei Schweiz
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Schweiz, Derendingen SO: 9 Morde in der Parallelgesellschaft – 300.000 Euro Belohnung – Die Spur der Tatwaffe Ceska führt in die Schweiz – Hausdurchsuchungen in der Schweiz

Neun Morde, immer dieselbe Waffe: Das deutsche Bundeskriminalamt BKA fahndet nach der Tatwaffe der in der deutschen Presse als sog. Dönermorde bekanntgewordenen Tötungsdelike.

Hatten die deutschen Fahnder der Landespolizeien, der Sonderkommission und des BKA keinen Erfolg bei den Personenfahndungen, weil der Mörder gar nicht aus Deutschland kommt?

Das verbindende Motiv der neun Döner-Morde könnte nach jüngsten Ermittlungen darin liegen, daß alle Mord-Opfer zuvor versucht hatten, über illegales Glücksspiel (wie etwa Sportwetten) zu Geld zu kommen.

In 5 Bundesländern fanden die Morde statt: Allein die Sonderkommission in Bayern hatte zeitweise bis zu 48 Leute. Diese überprüften 32 Millionen Datensätze von Mobiltelefonen und Kreditkarten. An die 11.000 Bürger wurden auf der jüngsten Datenbasis durchleuchtet, ob sie zu dem Täterprofil passen. Wenn der Täter jedoch gar nicht aus Deutschland kommt, ist klar, warum die Aussicht auf Erfolg gering war.

Doch noch nie waren die Fahnder in der als "Döner-Morde" in der Presse bekannten Mordserie näher an der Aufklärung. Der sog. „Döner-Mörder“ hatte in den vergangenen zehn Jahren neun Menschen – acht Türken und einen Griechen – in Deutschland aus nächster Nähe erschossen bzw. hingerichtet.

Nachdem der deutsche Qualitätsjournalismus zuerst jahrelang das Bild eines mutmaßlichen Türkenhassers zeichnete, welcher der Serienmörder sein sollte, ergab sich mit der Zeit der Emittlungen ein doch eher anderes Bild.

(Anm. d. Red.: diese Art des "Qualitätsjournalismus" kennt ja leider auch die Schweiz, um nur mal zwei Fälle anzuführen: Beispiel 1 oder die Beispiel 2 (Menschenrechtsorganisationen und andere Medien, allen voran der Tagesanzeiger, aber auch die NZZ mit dem Titel "St. Galler Regierung reagiert auf Rassismus" zündelten kräftig in punkto Rassismus mit, obwohl noch gar nicht feststand, was Sache war). Die Aufklärung kann man schließlich hier bzw. hier lesen. Darüber wurde dann allerdings nicht mehr weltweit berichtet)

Die Kriminalpolizei weiß im Fall der Dönermorde jedenfalls inzwischen, daß einige der Getöteten in dubiose Geldgeschäfte mit der Türkei verwickelt waren, andere betrieben illegales Glücksspiel, in der Wohnung eines Ermordeten wurde Rauschgift gefunden. Und drei Händler hatten nach Angaben der Kripo Kontakte ins Drogen- und Rotlichtmilieu.

Auch von Schutzgelderpressung ist die Rede. Es könne sogar sein, daß die Getöteten gar nicht zu den Erpreßten gehörten, sondern nur als Exempel hingerichtet wurden, um Schutzgeld-Erpressungen bei Dritten Kleingewerbetreibenden durchzusetzen bzw. diese in Angst und Schrecken zu versetzen. Dies würde auch erklären, warum deutschlandweit demonstrativ immer die gleiche Tatwaffe benutzt wurde, fast wie eine Visitenkarte.

Das auffällige Schweigen der türkischen Landsleute der Getöteten, so die deutsche Presse, sei für die Ermittler ein großes Hindernis.

In Deutschland mutmaßt man nun, daß der Serienmörder aus der Schweiz kommen könnte, denn:

Waffen-Experten des BKA (Bundeskriminalamtes) ist es im März gelungen, die Spur der Tatwaffe, eine tschechische Pistole vom Typ Ceska, aufzunehmen. Sie wurde gemäß Herstellerangaben des tschechischen Waffenfabrikanten in die Schweiz verkauft.

Die fragliche Tatwaffe der Marke Ceska ist eine Spezialanfertigung mit einem verlängertem Lauf und einem Schalldämpfer.

Es gibt weltweit nur 55 Exemplare, die im Jahr 1993 in der Tschechai hergestellt wurden. 31 der Pistolen gingen nach Deutschland. 24 der Waffen verkaufte der tschechische Hersteller Ceska Zbrojovka an den schweizerischen Waffenimportör LUXIK in Derendingen SO.

Hausdurchsuchungen in der Schweiz

Die Tatwaffe Pistole Ceska, Modell 83, Kaliber 7,65 Mm., ist gemäß jüngsten Ermittlungen des BKA eine der Waffen, die bei einer Lieferung von 24 Pistolen dieses Typs (jeweils mit Schalldämpfer) im Jahr 1993 vom tschechischen Hersteller Ceska Zbrojovka an den schweizerischen Waffenimportör LUXIK in Derendingen versandt worden war.

Die nach Deutschland exportierten Pistolen kommen aus nicht näher bezeichneten Gründen "nicht in Frage" (vermutlich Polizeiwaffen oder Ähnliches). 16 weitere Waffen aus dieser Spezial-Kleinserie konnten inzwischen ermittelt und beschossen werden. Sie scheiden als Tatwaffe definitiv aus.

Von den restlichen 8 Waffen fehlt bislang jede Spur.

Nach diesen Ceska-Spezialanfertigungen mit Schalldämpfer wird in der Schweiz intensiv gefahndet. Das Fedpol hat die entsprechenden Kantonspolizeien kontaktiert. Hierbei kam es auch schon zu Hausdurchsuchungen in einzelnen Kantonen.

Die fehlenden Waffen aus der Spezialanfertigungsserie haben folgende Nummern:

034656 034657 034666 034668
034669 034671 034677 034678

Das BKA stellt in diesem Zusammenhang folgende Fragen:

  1. Wer hat eine der gesuchten Waffen im Besitz?
  2. Wer hat eine der gesuchten Waffen im Besitz gehabt und diese weiter verkauft?
  3. Wer hat eine der gesuchten Waffen bei einer anderen Person gesehen?

Chronologie der Morde bzw. Hinrichtungen:

  1. Mord in Nürnberg an SIMSEK, Enver, 04.12.1961 Sarkikaraagac/Türkei
  2. Mord in Nürnberg an ÖZÜDOGRU, Abdurrahim, 21.05.1952 Yenisehir/ Türkei
  3. Mord in Hamburg an TASKÖPRÜ, Süleyman, 04.05.1970 Suhut/Türkei
  4. Mord in München an KILIC, Habil, 01.01.1963 Borcka/Türkei
  5. Mord in Rostock an TURGUT, Yunus, 03.01.1979 Palu/Türkei
  6. Mord in Nürnberg an YASAR, Ismail, 01.01.1955 Suruc/Türkei
  7. Mord in München an BOULGARIDES, Theodoros, 11.06.64 Triantaphyllia/Griechenland
  8. Mord in Dortmund an KUBASIK, Mehmet, 01.05.1966 in Pazarcik/Türkei
  9. Mord in Kassel an YOZGAT, Halit, 06.02.1985 in Kassel

Parallelen in den Fällen

  • 7 Opfer waren Türken, 1 Opfer war griechischer Staatsangehöriger, ein Opfer war in der Türkei geboren und wurde eingebürgert, das letzte Opfer besaß sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit
  • Alle Opfer waren als Gewerbetreibende bzw. im Fall Nr. 5 als Aushilfe tätig.
  • Alle wurden am Arbeitsplatz erschossen, als sie allein anwesend waren.
  • Die Tatzeit war immer tagsüber zu den Geschäftszeiten (5 Fälle Mittwochvormittag).
  • Bei keinem Opfer konnten bisher direkte Verbindungen zu den anderen Getöteten hergestellt werden.
  Redaktion Polizei-Schweiz       21 Juni, 2010 16:30