Kanton Bern: Kriminalstatistik 2007 der Kantonspolizei Bern
Gesamtzahl der Straftaten hat um 3 Prozent abgenommen
Die Gesamtzahl der Straftaten im Kanton Bern (ohne Stadt Bern) belief sich im Jahr 2007 auf 35’457 Fälle. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr erneut eine Abnahme, nämlich um 3,15 Prozent oder um 1154 Fälle. Im Fünfjahresvergleich ist dies die tiefste Zahl.
Deutlich angestiegen sind hingegen die Raubdelikte, die Sittlichkeitsdelikte sowie die Einbrüche. Bis im Jahr 2004 mußte eine merkliche Zunahme der Kriminalitätsrate im Kanton Bern verzeichnet werden. Im Jahr 2005 pendelte sich die Gesamtzahl auf hohem Niveau ein.
Dann folgte die Wende: 2006 konnte erstmals eine erfreuliche Abnahme registriert werden. Dieser Abwärtstrend setzte sich im vergangenen Jahr fort: Insgesamt wurden im Kanton Bern – mit Ausnahme der Stadt Bern – 35’457 Straftaten nach Strafgesetzbuch und Betäubungsmittelgesetzgebung erfaßt (2006: 36’611).
Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Abnahme um 1154 Straftaten oder um 3,15 Prozent. In der Entwicklung der Kriminalitätsrate über einen längeren Zeitraum entspricht dies im Fünfjahresvergleich der tiefsten Zahl.
Eine Abnahme der Straftaten ist namentlich bei den Betrugs- und Wirtschaftsdelikten, bei den Delikten gegen Leib und Leben sowie im Bereich Diebstahl zu verzeichnen. Die Gesamtzahl der Brandfälle liegt ebenfalls etwas tiefer als im Jahr 2006.
Deutlich angestiegen sind hingegen die Raubdelikte, die Einbruchdiebstähle und die Sittlichkeitsdelikte. Im Bereich der Betäubungsmitteldelikte ist eine kontinuierliche Zunahme zu verzeichnen.
Gewaltdelikte: Zunahme um rund 20 Prozent
Mit 166 Raubdelikten im Jahr 2006 waren exakt gleich viele Fälle erfaßt wie ein Jahr zuvor. Im letzten Jahr stieg die Anzahl der Raubdelikte mit 199 Fällen aber markant an. Die Zahl entspricht einer Zunahme von 19,88 Prozent.
Bei den Sittlichkeitsdelikten ist gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Zunahme zu verzeichnen: Mit insgesamt 511 Fällen ist dies eine Zunahme um 88 Delikte oder um 20,8 Prozent. Dabei haben die Vergewaltigungen (markanter Anstieg von 58 auf 67 Fälle) und die Vergewaltigungen in der Ehe (Anstieg von 9 auf 16 Fälle) zugenommen.
Letztere dürften einen Zusammenhang mit der Gesetzesänderung von 2004 aufweisen, die sich durchzusetzen beginnt. Bei den sexuellen Handlungen mit Kindern ist gar ein Anstieg um 28,46 Prozent (von 123 auf 158 Fälle) festzustellen. Stark angestiegen zudem sind die Widerhandlungen gegen den Pornographieartikel von 74 auf 117 Fälle, was einer Zunahme um 58,11 Prozent entspricht.
Dies ist vor allem auf die intensivierten internationalen Aktionen zurückzuführen. Ebenfalls angestiegen ist der Exhibitionismus vor Erwachsenen, nämlich von 26 Fällen im Jahr 2006 auf 47 Fälle im Jahr 2007. Dies entspricht einer Zunahme um über 80 Prozent.
Der prozentuale Anteil Ausländer bei den ermittelten Tätern in den Kategorien Tötungsdelikte, Körperverletzungen, Raubdelikte und Vergewaltigungen beträgt je rund 45 Prozent. Die Raubdelikte wurden genau zur Hälfte von Jugendlichen verübt, und jeder fünfte ermittelte Täter einer Körperverletzung befand sich ebenfalls noch in jugendlichem Alter.
Abnahme bei den Delikten gegen Leib und Leben
Die Gesamtzahl der Delikte im Bereich Leib und Leben liegt mit 3815 Fällen um 162 (4,07 Prozent) tiefer als im Vorjahr. Bei den Körperverletzungen und Tätlichkeiten ist ebenfalls eine Abnahme von 66 Delikten, von 1333 auf 1267 Fälle, zu verzeichnen. Die unter den Begriff der häuslichen Gewalt zusammengefaßten Straftaten erfahren mit 442 Fällen eine geringe Abnahme von 16 Fällen.
Gegenüber dem Vorjahr (24 Fälle) hat die Zahl der Tötungsdelikte/Tötungsversuche mit 15 Fällen wesentlich abgenommen. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Abnahme um 37,5 Prozent. Bis heute konnte ein Tötungsdelikt nicht geklärt werden (Madiswil).
Die Entreißdiebstähle gingen von 69 auf 65 Fälle zurück, was einer Abnahme um 5,8 Prozent entspricht. Eine leichte Abnahme von 3,61 Prozent ist auch bei den unter „Häuslicher Gewalt“ zusammengefaßten Straftaten zu verzeichnen. Vermögensdelikte als Löwenanteil Die Vermögensdelikte (inkl. Fahrzeugdiebstähle) bilden in der Kriminalstatistik mit rund 70 Prozent den Löwenanteil.
Hier kann ein breiter Rückgang der Anzahl der Delikte verzeichnet werden: Im Jahre 2007 wurden 17’259 Strafanzeigen wegen Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Ladendiebstahl, Sachbeschädigung und Hehlerei verarbeitet. Dies entspricht einer Abnahme von 1’112 Anzeigen oder 6,05 Prozent gegenüber dem Jahr 2006 (18’371 Delikte).
Die einfachen Diebstähle nahmen um 15,69 Prozent von 7’858 auf 6’625 Fälle ab. Die Einbruchdiebstähle verzeichneten dagegen eine Zunahme von 4'857 auf 5'157 also plus 300 Delikte oder 6,18 Prozent. Dies nachdem im vorletzten Jahr ein Rückgang von 9,23 Prozent zu verzeichnen war.
Immer mehr bestens organisierte Gruppierungen planen ihre Taten professionell und machen im Einzelfall oft ergiebige Beute. Die Ladendiebstähle nahmen von 1'373 geringfügig auf 1'360 um 13 oder 0,95 Prozent ab und die Sachbeschädigungen verzeichneten einen Rückgang von 4'092 auf 3'993, also minus 99 Ereignisse (-2,42 Prozent).
Die Hehlereien reduzierten sich um 67 Delikte von 191 auf 124 oder um 35,08 Prozent.
Bei 3’036 Delikten konnte die Täterschaft abgeklärt werden. Damit nahm die Ermittlungsquote 2007, berechnet anhand der Gesamtdeliktszahl von 17’259 Straftaten, gegenüber dem Vorjahr (2’983 abgeklärte Delikte bei 18’371 Straftaten) von 16,24 Prozent auf 17,59 Prozent zu. Die Gesamtdeliktssumme im Umfang von über 41 Millionen Franken (bestehend aus knapp 28 Millionen Franken Deliktsgut und gut 13 Millionen Franken Sachschaden) nahm im Vergleich zum Vorjahr um 6,68 Prozent ab.
2007 konnten gesamthaft 3'037 Straftäter, davon 998 Ausländer (was 32,86 Prozent der ermittelten Täter entspricht), der Justiz zugeführt werden.
Führen eines Motorfahrzeugs unter Drogeneinfluß: Erneute Zunahme
Im Bereich der Betäubungsmittel sind mit 4260 Strafanzeigen 276 Anzeigen mehr eingereicht worden als im Vorjahr. Ansteigend sind dabei die Strafanzeigen im Zusammenhang mit dem Führen eines Motorfahrzeugs unter Drogeneinfluß: Anstieg von 512 auf 596 Anzeigen, was eine Zunahme um 16,4 Prozent bedeutet. Bei den gemeldeten Drogentoten ist mit 9 Personen (7 Männer, 2 Frauen) ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (11 Personen) zu verzeichnen.
Während die Sicherstellung von Heroin mit 3,4 kg gegenüber dem Vorjahr (16,03 kg) deutlich zurückgegangen ist, ist die Kokainsicherstellung mit 3925,93 Gramm (3563,54 Gramm im Vorjahr) etwas höher ausgefallen. Aufgrund des tendenziell stark zunehmenden Hanfanbaus ist die Sicherstellung von Marihuana mit 2'514 kg wesentlich höher ausgefallen als im Vorjahr (281 kg).
Betrug- und Wirtschaftsdelikte: Erneute Zunahme der Internet-Betrüge
Bei einem Total von 941 Straftaten im Jahre 2007 ist eine Abnahme von 123 Delikten oder 11,56 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1’064 Fälle) zu verzeichnen. Insgesamt konnten 657 Straftaten (69,82 Prozent) abgeklärt werden. Im Jahr 2006 waren es 764 Straftaten oder 71,81 Prozent gewesen. Die Zahl der ermittelten Straftäter beläuft sich auf 709. Von diesen waren 255 (35,97 Prozent) Ausländer. Die Gesamtdeliktsumme von über 24 Millionen Franken nahm im Vergleich zum Vorjahr um gut 1 Million Franken zu.
Eine erneut massive Zunahme ist im Bereich der Internet-Betrüge feststellbar. Vor allem bei der Vorgehensweise, daß Waren bei einem Anbieter ausgeschrieben und einkassiert werden, ohne daß der gekaufte Gegenstand ausgeliefert wird.
Weniger Brandfälle – mehr Brandstiftungen
Die Gesamtzahl der Brandfälle (inkl. Brandstiftungen) liegt mit 550 Ereignissen etwas tiefer als im Jahre 2006 (594). Dies entspricht einer Abnahme von 44 Fällen oder 7,41 Prozent. Die Brandstiftungen haben mit 151 Delikten gegenüber dem Vorjahr (119) um 32 Delikte oder 26,89 Prozent recht massiv zugenommen. Bei den 151 Brandstiftungen lag die Täterermittlungsquote bei 62,91 Prozent (95 Täter) und bei den 115 fahrläßig verursachten Brandfällen mit 78 Verursachern bei 67,83 Prozent.