Bern: Vorfall bei der Reithalle – zehn aggressive Vermummte beschädigen Plakate – Polizei sogleich mit Flaschen beworfen!
pid. In der Nacht von Freitag auf Samstag meldete die Securitas, daß ca. zehn Vermummte im Bereich Neubrückstraße / Bollwerk Plakate beschädigen würden.
Vor Ort wurde die Stadtpolizei sogleich mit Flaschen beworfen. Die Vermummten zogen sich anschließend zur Reithalle zurück.
In der Folge versuchte die Stadtpolizei mit der IKUR Kontakt aufzunehmen, das Kontakttelefon war aber nicht besetzt, berichtet das Polizeikommando der Stadt Bern weiter.
Nachdem die in der Zwischenzeit verstärkten Ordnungskräfte erneut massiv mit Flaschen beworfen worden waren, setzte die Polizei Gummischrot und Reizsstoff ein.
Nun verschwanden die Vermummten im Restaurant „Sous le Pont“, wo sie sich unter andere Gäste der Reithalle mischten. Nachdem kein erfolgversprechender Zugriff mehr möglich war, zog sich die Stadtpolizei zurück.
Der Stadtpolizei liegen keine Meldungen von Verletzten vor. Eines der Polizeifahrzeuge wurde durch die Flaschenwürfe beschädigt, berichtet das Polizeikommando der Stadt Bern weiter. fm
Hintergrund (Quelle Hintergrund-Text unten und Bild: Wikipedia.ch):
Das Kulturzentrum Reithalle in Bern (lokal auch Reitschule oder Halle genannt) hat sich in den letzten Jahren von einem autonomen Jugendzentrum in ein anarchistisches Agitationszentrum europäischer Bedeutung entwickelt. Das Veranstaltungsangebot reicht von Konzerten über Film- und Theatervorführungen, Performances, Ausstellungen und Literaturlesungen.
Während den sog. Schweizer Jugendunruhen der 1980er-Jahre kam die Reitschule erstmals als autonomes Jugendzentrum ins Gespräch: 1981 wurden die Räume von rebellierenden Jugendlichen besetzt und für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Bereits 1982 wurde die Reitschule durch die Autoritäten gewaltsam geräumt.
Um dem Mangel an Kultur- und Veranstaltungsorten Ausdruck zu verleihen, fanden ab mitte 1980er-Jahre in Bern versch. "Straf-Bars" statt. Im Rahmen dieser Strafbars wurden leerstehende Gebäude oder Gelände besetzt und für eine Nacht als Konzert- und Veranstaltungsort genutzt (z.B. im Sommer 1987 das ehemalige Heizkraftwerk Dampfzentrale – Besetzung besungen im Lied "Hans Dampf" durch die Berner Band Züri West). 1987 wurde die Initiative "Sport statt AJZ" (AJZ=Autonomes Jugend Zentrum) mit dem Ziel "Abbruch der Reithalle" eingereicht.
Als Reaktion darauf und im Kontext der Strafbar-Bewegung, wurde am 24. Oktober 1987 die Reithalle ein erstes Mal für eine nachtlang "Strafbar" besetzt.
Im Rahmen des Kulturstreiks wurde die Reitschule am 31. Oktober für eine 2. Kulturnacht besetzt und anschließend durch die BesetzerInnen in Besitz genommen.
Die am 17. November erfolgte Räumung des Zaffaraya führte in der Schweizer Bundeshauptstadt zu nie dagewesenener Militanz.
"Aktionen", bzw. brutale Gewalttaten, bei denen auch Unbeteiligte an Leib und Leben gefährdet wurden (Fackelzug durch das Warenhaus Loeb) führten dazu, daß der damalige bürgerliche Gemeinderat einer Nutzung der Reitschule auf "zusehends hin" zustimmte.
Trotz mehrfacher Räumungsandrohungen und insgesamt 4 Abbruch- oder Umnutzungs-Initiativen von bürgerlicher Seite konnte sich das autonome Kulturzentrum bis 2005 auf weiteres halten.
Von 1999-2004 wurden die Gebäude des Kulturzentrums für insgesamt 13 Millionen der Stadt Bern – u.a. in enger Zusammenarbeit mit den Betreibern – renoviert.
Außerdem fand vom 4. bis 6. August 2006 das erste sogenannte "Antifascist Festival"[1] statt. Seit Januar 2005 besitzt die Reitschule erstmals offiziell einen Mietvertrag